Weltfrauentag 2024
Tamara und Madiha erzählen ihre Sichtweise als Frau in der Techbranche.
Tamara ist seit August 2022 als Java-Entwicklerin bei Intersys tätig ist. Neben Java besitzt sie Kenntnisse in JavaScript und Ruby und ist seit Januar 2017 als Oracle Certified Associate für Java SE 8 zertifiziert.
Madiha absolviert derzeit ihre Lehre als Auszubildende Informatikerin EFZ
Kannst du deinen Weg in die IT-Branche beschreiben und welche Herausforderungen musstest du als Frau überwinden?
Tamara
Ich bin als Quereinsteigerin in die IT-Branche gekommen. Anfangs war es nur ein Hobby, das mir Spass gemacht hat; mein Mann hat mir die Grundlagen beigebracht. Mit der Zeit fand ich es immer spannender und stand irgendwann an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich entscheiden musste, ob ich „mein Hobby“ zum meinem Beruf machen soll. Ehrlich gesagt, fand ich den Einstieg nicht so schwer, denn in der IT zählen deine Fähigkeiten, unabhängig davon, ob du eine Frau oder ein Mann bist.
Die grösste Herausforderung ist es, deine Skills unter Beweis zu stellen. Wenn du zeigen kannst, was du kannst, ist es sogar als Frau heutzutage vielleicht ein wenig einfacher, weil es viele Bemühungen gibt, die Diversität in der Branche zu fördern. Ich hatte keine spezielle Ausbildung in diesem Bereich, sondern habe mir alles selbst beigebracht, durch Mitwirken in Projekten und kontinuierliches Lernen. Es war eine Herausforderung, aber nicht so schwer, wie man vielleicht denkt.
Madiha:
Als Lehrling stehe ich noch ziemlich am Anfang meiner Karriere und habe dementsprechend nicht so viel Erfahrung. Aber was ich definitiv sagen kann, ist, dass die Fähigkeiten, die man mitbringt, entscheidend sind – unabhängig davon, ob man eine Frau oder ein Mann ist. Als Frau mit den richtigen Skills kann man zudem zur Vielfalt im Team beitragen, was sehr geschätzt wird.
Wie sieht deiner Work-Life-Balance aus?
Tamara:
Ich sehe die IT tatsächlich als eine der wenigen Branchen, in der man sich trotz der Herausforderungen frei fühlen kann. Natürlich gibt es gewisse Verpflichtungen gegenüber Kunden und Projekten, aber man hat immer noch genügend Freiheit, seinen Tag selbst zu gestalten. Das spiegelt sich auch in unserem Team wider: Einige bevorzugen es, bereits um 6 Uhr morgens zu starten, während ich persönlich oft bis 10 Uhr abends arbeite. Solange es niemanden stört und die Arbeit erledigt wird, ist das völlig in Ordnung. Klar, manchmal muss man Kompromisse eingehen und schauen, was am besten funktioniert, aber insgesamt gibt es genug Freiraum, um sowohl für persönliche Zeit als auch für die Arbeit zu sorgen. Diese Flexibilität ermöglicht es, beides gut miteinander zu kombinieren.
Madiha:
Da ich noch in der Ausbildung bin, sind meine Arbeitszeiten klar geregelt. Das gibt mir eine feste Struktur, an die ich mich halten kann.
Bei der Intersys liegt die Frauenquote immerhin bei 19%, und davon sind zwei Frauen tatsächlich in der Entwicklung tätig. Woran glaubt ihr, liegt das? Und habt ihr vielleicht Ratschläge für junge Frauen, die Interesse an der IT haben, sich aber aufgrund der Männerdomäne nicht trauen, den Schritt zu wagen? Welche Tipps könntet ihr ihnen geben?
Tamara:
Ehrlich gesagt, habe ich keine eindeutige Meinung dazu, warum die Frauenquote in der IT-Entwicklung so niedrig ist. Ein Faktor könnte sein, dass die IT oft mit mathematischen und logischen Fähigkeiten in Verbindung gebracht wird. Zwar ist ein gewisses Mass an mathematischem Verständnis hilfreich, aber die Branche bietet eine viel grössere Vielfalt. Es gibt viele Bereiche in der IT, die nicht unbedingt intensiv mit Mathematik zu tun haben oder in denen man nicht tief in komplexe mathematische Probleme eintauchen muss. Sicherlich gibt es Spezialisierungen, die ein tieferes mathematisches Verständnis erfordern, aber letztendlich liegt die Entscheidung bei jedem selbst. Ich denke, es ist wichtig, dass junge Frauen erkennen, dass die IT weit mehr zu bieten hat und dass ihre Fähigkeiten und Interessen in diesem Feld sehr gefragt sein können.
Madiha:
In unserer Klasse sind insgesamt vier Mädchen, zwei davon lernen den Beruf der Applikationsentwicklerin und zwei denn der Plattformentwicklerin. Ich stimme Tamara zu. Viele Mädchen verbinden IT automatisch mit einem sehr technischen Verständnis, das sicherlich gefordert wird. Aber ich erfahre auch täglich in meiner Ausbildung, dass Kreativität ein ebenso wichtiger Bestandteil ist. Es geht nicht nur darum, technische Probleme zu lösen, sondern auch darum, kreative Lösungen zu entwickeln und neue Ideen einzubringen. Die IT-Branche bietet viel Raum für Innovation, und das ist etwas, das Mädchen und Frauen genauso beitragen können.
Tamara:
Um junge Frauen zu ermutigen, denke ich, ist es wichtig, die bestehenden Stereotypen rund um MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu hinterfragen. Es stimmt, dass diese Felder traditionell als männlich dominiert gelten, was teilweise auf die Annahme zurückzuführen ist, dass Männer eher eine Neigung zu Mathematik und Naturwissenschaften haben. Aber ich glaube, dass sich das langsam ändert und immer mehr Mädchen und Frauen sich für diese Berufe interessieren.
Für mich persönlich spielt es keine grosse Rolle, ob in meinem Berufsfeld mehr Frauen oder Männer tätig sind. Dennoch halte ich es für wichtig, mehr Vielfalt sichtbar zu machen. Es geht darum, zu zeigen, dass Frauen in diesem Bereich Wahlmöglichkeiten haben und was sie erreichen können.
Madiha
Ich finde es entscheidend, zu vermitteln, dass IT weit mehr als nur technische Aspekte und Algorithmen umfasst. Es ist ein vielfältiges Feld, in dem Kreativität, Problemlösung und Teamarbeit eine grosse Rolle spielen. Mädchen und Frauen sollten wissen, dass sie in der IT-Branche nicht nur einen Platz haben, sondern auch dringend gebraucht werden. Ihre Perspektiven und Fähigkeiten können dazu beitragen, innovative Lösungen zu entwickeln und die Technologiebranche voranzubringen. Es geht darum, die Botschaft zu verstärken, dass jeder, unabhängig vom Geschlecht, in der IT wertvoll ist und einen Beitrag leisten kann.
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